Nach dem Frühstück steige ich wieder in die Bahn und beginne meine heutige Wanderung in Schwarzenberg. Auch heute geht es wieder steil bergauf, aber ich merke es kaum, denn im Wald erlebe ich ein wahres Vogelkonzert. Aus allen Ecken höre ich sie zwitschern, pfeifen, tschilpen und singen. Nach den ersten Kilometern über Waldwege betrete ich den Nationalpark Schwarzwald, der 2014 als erster Nationalpark in Baden-Württemberg gegründet wurde und damit noch sehr jung ist. Die Natur selbst ist es natürlich nicht, aber dazu wird mir der Ranger morgen mehr erzählen.
Ich erreiche den Huzenbacher See, einen idyllischen, im Wald versteckten See. Er wurde zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert genutzt, um künstliche Hochwasserwellen zu erzeugen, damit die Schiffer ihren Holzhandel transportieren konnten. Über den See werden übrigens viele Legenden und Sagen erzählt: von einem Mann, der beim Weidenschneiden plötzlich einen gedeckten Tisch im See sah, bis hin zu einer bösen Frau, die kleine Jungen verspeiste. Ich gehe ein Stück am Ufer des trüben, mit Seerosen bedeckten Sees entlang und nehme dann einen schmalen Pfad bergauf. Ab hier werden die Wanderwege wilder; manchmal erinnern sie mich sogar ein wenig an alpine Pfade.
Oben geht es nach einer kurzen Pause auf einer Liegebank mit Blick auf den See wieder bergab. Hier folgt die Murgleiter weitgehend dem Tonbach, der bei Baiersbronn in die Murg mündet. Dieser Bach wurde im 17. Jahrhundert für den Holztransport ausgebaut. An einigen Stellen entlang des Gewässers sind noch Überreste aus dieser Zeit vorhanden, wie zum Beispiel auf der Tonbachwiese, wo ein Floß zu sehen ist. Von hier aus wandere ich noch ein paar Kilometer durch Wiesen und Wald nach Baiersbronn, meinem heutigen Wanderziel. Mit Trittsteinen überquere ich heute ein letztes Mal die Murg. Baiersbronn ist nicht nur für ihre fantastischen Wandermöglichkeiten bekannt, sondern auch für gutes Essen. Die Stadt im Schwarzwald beherbergt nicht weniger als drei Michelin-Sterne-Restaurants. Aber auch in den vielen anderen gastronomischen Betrieben kann man lecker essen. Manchmal traditionell, manchmal modern und manchmal... ein bisschen von beidem. Meine rosa und veganen Maultaschen in der Mühlbachstube sind dafür ein gutes Beispiel.