Wie ein Landesgesetz die Mountainbike-Community in Baiersbronn zu Höchstleistungen trieb und was das mit Asterix und Obelix zu tun hat.
Autor: Andi Kern | 9. August 2018
Mountainbike-Trails in Baiersbronn
Wie ein Landesgesetz die Mountainbike-Community in Baiersbronn zu Höchstleistungen trieb und was das mit Asterix und Obelix zu tun hat.
Autor: Andi Kern | 9. August 2018
Restauranttester pilgern bevorzugt nach Baiersbronn, ebenso wie zahllose Wanderer, die sich in und um Baiersbronn vergnügen. Unaufhaltsam im Kommen: Biker. Denn ihnen wird Einiges geboten - und seit einiger Zeit auch ganz legale Singletrails. Wie ein windschiefer Stern führen Täler von Baiersbronn in alle Himmelsrichtungen: Ins Murgtal nach West und Ost, ins Tonbachtal nach Nordwesten und ins Forbach- und Sankenbachtal nach Süden. Allen Tälern gemeinsam: Sie sind perfekt zum Radfahren geeignet – und bieten mit den dicht bewaldeten Bergrücken dazwischen und Forstwegauffahrten mit 200 bis 350 Vertikalmetern auch ideale Spielwiesen für trailbegeisterte Biker.
Apropos Singletrails: Geht’s in Baiersbronn so wie im Rest-BaWü auch nur auf zwei Meter breiten Mountainbike Strecken bergab? Ganz im Gegenteil! Das von unbeugsamen Baiersbronnern bevölkerte Dorf hat eine eigene Regelung durchgesetzt. Und zwar sehr erfolgreich. Man hat ein eigenes Wegenetz genehmigen lassen und auch die von Bikern so geliebten Singletrials mit einbezogen oder sogar neu angelegt. Ganz nach dem Motto: "Was genehmigt ist, kann nicht verboten sein."
Drei Singletrail-Sterne und 20 Flow-Trail-Punkte – das ist das Ziel von Andi Reichel und seinen Mitstreitern von der Mountainbikegruppe des Turnvereins Baiersbronn. Wenn Optikermeister Andi der Asterix von Baiersbronn ist, der von Tatendrang nur so sprüht, dann ist Jörg Möhrle der Obelix. Nicht nur wegen seiner sportlich-beeindruckenden Erscheinung und seinem sonnigen Gemüt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau führt Jörg die „Tanne“, ein Bikehotel in Baiersbronn. Jutta, die ebenfalls bikeverrückte Hotelchefin, erfrischt mit ihrem sympathischen Steirer Akzent die schwäbische Mundart. Die Liebe zum Detail fährt bei den Möhrles immer mit. Das „Trailglöckle“ beispielsweise, eine kleine, rote Bimmel am Radlenker, signalisiert Wanderern unaufdringlich, aber eindeutig: Hallo, hier kommt jemand! Schwäbisch durchdacht: Mit einem Klettstreifen bringt man das Trailglöckle in Wimpernschlaggeschwindigkeit zum Schweigen.
Asterix und Obelix kennen wir nun. Der Miraculix von Baiersbronn heißt Patrick Schreib (ehm. Tourismusdirektor bis Dezember 2022). Er war derjenige, der als damaliger Tourismus-Chef und begeisterter Mountainbiker das Wunder vollbrachte, alle Interessen in einen goldenen Kessel zu schütten, sie in aller Seelenruhe vor sich hinköcheln zu lassen, im richtigen Moment die fehlenden Ingredienzen hineinzupudern und am Ende einen wundersamen Zaubertrank hervorzuzaubern. Der schenkt allen Beteiligten – vom Förster über den Naturschutz bis zum Schwarzwaldverein – übermenschliche Harmonie in Sachen Bike-Wegenetz. Sogar im neuen Nationalpark gibt’s Wege, die Mountainbikern Spaß machen!
Das Miteinander von Bikern und Wanderern funktioniert - auch weil an stark frequentierten Stellen Ausweichstrecken für Biker angelegt wurden.
11 beschilderte Touren mit
400 km Mountainbike-Wegenetz
Baiersbronn ist also – Andi, Patrick, Jörg und vielen einheimischen Bikern sei Dank – in den letzten zehn Jahren das Paradebeispiel geworden, wie man mit Engagement, Diplomatie und Ausdauer den Bikern ihre geliebten Schmalwege öffnen kann, ohne Wanderer, Behörden und Naturschützer zu vergrätzen. Baiersbronns offizielles Bike-Wegenetz besteht derzeit aus elf Touren, akribisch als T1 bis T11 bezeichnet und „beschdens“ beschildert.
Hier steht sicher niemand im (Schwarz-)Wald! Gepflegt werden die 400 Kilometer Trails von der Bikegruppe des TV Baiersbronn. Natürlich ehrenamtlich.
Hightech wie Garmin-GPS-Geräte, eine Wege-App und ein allradgetriebenes Wegemobil helfen Andi & Co. bei ihrer Arbeit.
Das Baiersbronner Trailnetz bietet von der 250-Höhenmeter-Familien-Tour rund ums Tonbachtal bis zur ausgewachsenen Trailtour namens „Steile-Hänge-Tour“ jedem Mountainbiker das richtige Geläuf. Nomen est omen: Letztere Strecke fordert mit ihren 47 Kilometern, 1700 Höhenmetern und voller Punktzahl bei Kondition und Fahrtechnik auch gestandene Mannsbilder.
Gut zu wissen …
… was den Bikeurlaub noch einfacher macht.