Wir laufen weiter, und Charly Ebel zeigt uns in den Baumwipfeln einen Tannenhäher. Jeder dieser Rabenvögel legt für den Winter tausende Samenverstecke als Vorrat an. Ohne lange zu suchen, findet er einen Großteil der Verstecke wieder – auch wenn die Samen dann unter einer Schneedecke liegen. „Das ist eine großartige Gedächtnisleistung.“, so Ebel. Auf dem Weg bergab zum Nationalparkzentrum am Ruhestein entdeckt Ebel einen weiteren Waldbewohner: die schwarze Kreuzotter. Die ist zwar giftig, jedoch nicht aggressiv und im Grunde ungefährlich für den Menschen. Diese hier will sich auch lediglich zwischen den Heidelbeersträuchern sonnen.
Unser Weg ab dem Ruhestein führt nun erneut leicht bergauf zum 1055 Meter hohen Schliffkopf. Die offene Grindenlandschaft – Grinde heißt soviel wie kahler Kopf – wurde einst durch Brandrodung geschaffen und später als Weideland erschlossen. Hier oben sieht es nicht mehr nach Schwarzwald aus: Hier wachsen weder Fichten noch Tannen, stattdessen Gräser, Heidekraut und Latschenkiefern.
Nach weiteren eineinhalb Stunden Weg erreichen wir an der Schwarzwaldhochstraße den Lotharpfad, benannt nach dem Orkan Lothar, der 1999 über den Schwarzwald hinwegfegte. Für den Erlebnispfad wurde kein einziger umgestürzter Baum entfernt, vielmehr wurden Holzplanken über und um die liegenden Stämme herumgebaut. So möchte man beobachten, wie schnell sich der Wald von einem derartig extremen Naturereignis erholt. Zuerst war der Wald eine Wüste voller roter, abgestorbener Nadeln; dann war lange alles kahl und grau. „Im vierten Jahr nach dem Sturm grünte es dann endlich wieder“, erinnert sich Ebel, „und die ersten neuen Nadeln reckten sich gen Himmel. Gleichzeitig wurden Baumarten heimisch, die hier oben vorher gar nicht wuchsen. Die Eberesche – auch Vogelbeere genannt – beispielsweise.“